Irland

Geschichte Irlands

I Alt-Irland 600 v. Chr. bis 800

Das irische Volk und seine Sprache gehören zum keltischen Kulturkreis. Die ersten Kelten wanderten (vermutlich um 600 v. Chr.) aus dem Norden Frankreichs nach Irland ein. Nur Sagen und Mythen erzählen von dieser Zeit. Sie wurden aber erst Jahrhunderte später aufgezeichnet, da die Kelten keine Schrift besaßen. Genaueres über ihre Herkunft und Anzahl ist nicht bekannt und wissenschaftliche Erkenntnisse über diese Zeit können nur aus archäologischen Funden abgeleitet werden. Die Einwanderer waren in Stämmen (Clans) organisiert und vermischten sich und ihre Kultur schnell mit der Urbevölkerung.

Clans, Könige und Provinzen

Jeder Clan bildete eine Art Kleinkönigreich, von denen es im keltischen Irland etwa 150 gab. Der „König“ (eigentlich eher ein Fürst oder Häuptling) galt als Repräsentant des Clans und war Anführer nur in Kriegszeiten. Er fungierte als Vermittler zwischen dem Adel und dem Rest des Volkes. Zum Adel zählten Landbesitzer, Krieger, Druiden, Barden und bedeutende Handwerker. Die einfachen Handwerker und Bauern bildeten die Gruppe der Freien. Unter ihnen standen noch Sklaven und Leibeigene. 

Im Laufe der Zeit hatten sich mehrere Clanherrschaften zu größeren Gebieten (Teilkönigtümern, später Provinzen genannt) zusammengeschlossen – mit einem Provinzkönig an der Spitze – um größerer Bedrohung  standzuhalten. Alle Könige wurden nur nach Bedarf gewählt oder durch Rotation bestimmt, Erbdynastien entwickelten sich in ganz Irland nicht. Es gab vier solcher Provinzen: Munster, Leinster, Ulster und Connaught. (Später wurde auch noch Meath („Mitte“) dazu gezählt, mit der legendären Hauptstadt Tara). 

Hochkönig

Für den Fall einer Bedrohung des ganzen Landes war auch der Zusammenschluss aller Provinzen vorgesehen. Aus der Reihe der Provinzkönige sollte in solch einer Situation ein Hochkönig gewählt werden, der als oberster Führer aller Iren galt. Viele Teilkönige strebten nach diesem Titel, aber nur einem gelang es, tatsächlich die Macht über die gesamte Insel zu erringen, Brian Boru, dem König von Munster. Von 1005 bis 1014 war er Hochkönig von Irland und nannte sich „König aller Iren“. Tragischer Weise fiel er im eigentlich siegreichen Kampf gegen die Wikinger von Dublin in der Schlacht von Clontarf. Nach seinem Tod sank Irland wieder in die alte Zersplitterung zurück, was es später den Engländern so sehr erleichterte, die Kontrolle über das Land zu erlangen. (Die Nachfahren Brian Borus, die O‘Briens, sind heute noch stolz, vom einzigen wirklichen König Irlands abzustammen).

Druiden

In Friedenszeiten waren die Druiden (mehr noch als die Könige) die wichtigste gesellschaftliche Gruppe in der Clangesellschaft. Sie fungierten als Mittler zwischen den Göttern und den Menschen. In ihren irdischen Funktionen waren sie Priester, Ratgeber und auch Richter. Als alleinige Wahrer des Wissens waren sie verantwortlich für Opfer, Zauber, Medizin, Recht, Weissagung, Hellsehen oder Stammbaumkunde. Ihre Ausbildung konnte je nach Aufgabe bis zu 20 Jahre lang dauern, ihr Wissen wurde grundsätzlich nur mündlich weitergegeben. 

Auf den Druiden lag ein besonderes Heil: Sie unterstanden keinem Gesetz und galten als erhaben über jeden körperlichen oder geistigen Makel. In allen weltlichen Fragen, die ihren Clan betrafen, sprachen sie noch vor dem König, dem sie ansonsten gleichgestellt waren. Druiden wurden grundsätzlich nur Männer, Frauen wurden lediglich als Wahrsagerin oder Seherin akzeptiert. 

Im Gegensatz zu anderen keltischen Völkern entwickelten die Iren im Laufe der Zeit eine sehr einfache Form von Schrift (Oghamschrift), die aber nur kultischen Zwecken diente. Sie wurde von den Druiden für Grabinschriften oder für Verfluchungen benutzt. 

Es gab ein strenges Rechtssystem, das völlig auf privaten Vereinbarungen basierte, öffentliches Recht war unbekannt. Jedes Unrecht oder angerichteter Schaden (auch Mord) wurde finanziell geregelt. Wer diesen Verpflichtungen nicht nachkam oder ein Druidenurteil missachtete, verlor alle Rechte. Derjenige der solch einer Person half, musste die angefallenen Schulden begleichen. 

Mit der Chistianisierung schwand die Bedeutung der Druiden und es entwickelte sich ein Recht, das keltisches Naturrecht und christlich-römisches Schriftrecht vereinte. 

Christentum

Obwohl das in römischen Schriften als Hibernia bezeichnete Irland nie von den Römern erobert wurde, fanden doch Handel und kultureller Austausch mit anderen europäischen Ländern statt. Schon früh (im 4. und 5. Jahrhundert) erfolgte die Christianisierung von Britannien aus (St. Patrick), es entstand eine von Rom unabhängige, eigenständige irische Kirche. Geistlicher und geistiger Mittelpunkt des Landes war Armagh in der Provinz Ulster, Erzbischöfe saßen in Armagh, Cashel, Dublin und Tuam. Anders als unter dem Papsttum oblag den Bischöfen nur die Organisation der Kirche, sie besaßen keine weltliche Macht.

Der Träger der neuen christlichen Kultur war das Mönchtum. In den zeitweise über 300 Klöstern entwickelte sich eine hohe Gelehrsamkeit, kostbare Buchhandschriften wurden angefertigt und irische Mönche wirkten als Missionare in ganz Westeuropa. Sie wurden Schottenmönche genannt, da Irland zu dieser Zeit den lateinischen Namen Scotia Maior trug. (Zu den Klostergründungen der Iro-Schotten gehören u. a. das Schottenstift in Wien und die Schottenkirche in Regensburg). Die Jahrhunderte von 500 bis 800 gelten als Blütezeit des frühchristlichen Irland, in denen irische Bildung und Kultur in ganz Europa bekannt waren. Irland stand im Ruf einer „Insel der Heiligen und Gelehrten“. Karl der Große lud aus diesem Grund irische Mönche an seinen Hof ein. 

II Die Wikinger, 800 – 1000

Einfall der Wikinger

Alle irischen Kleinkönige beanspruchten stets absolute Autonomie, was zu politischer Uneinigkeit im Lande und zu internen Kriegen führte. Das ermunterte aus Skandinavien stammende Wikingerhorden zur Invasion; zuvor hatten sie schon die Orkney- und die Shetlandinseln besiedelt. Die Überfälle 795 auf die Inseln Inishmurray und Inishbofin (seit 832 auch auf Irland in der Nähe von Dublin) läuteten das Ende der irischen Blütezeit ein. 

Nach 50 Jahren der Überfälle begannen die Wikinger, an den Küsten permanente Siedlungen zu errichten. Das waren die ersten eigentlichen Städte in Irland, aus denen die heutigen Orte Dublin (Duibh-linn = schwarzer Pfuhl), Wexford (Veigsfjörðr), Wicklow (Víkingaló), Limerick (Hlymrekr) und Waterford(Veðrafjörðr) hervorgingen. Die Wikinger strebten nie die Eroberung des ganzen Landes an, sondern begnügten sich mit Beutezügen und der Gründung küstennaher Ansiedlungen für Kaufleute und Händler. Obwohl sie fremde Eindringlinge waren, leistete man ihnen kaum Widerstand. 

Die stärksten irischen Könige saßen zu dieser Zeit in Tara in Meath und in Cashel in Munster und stritten mit den O‘Neill von Armagh und anderen Kleinkönigen um die Vorherrschaft im Lande. Alle Parteien verbündeten sich dabei gelegentlich auch mit den Wikingern, was aber nur diesen nutzte. Durch den Einfall der Wikinger gab es jedoch auch Fortschritte für die Iren: Die Übernahme überlegener Waffen sowie die Entstehung von Städten und Seehandel. Aufgrund ihrer geringen Anzahl konnten sich die Wikinger jedoch nicht dauerhaft als eigenständiger Machtfaktor im Lande halten, allmählich gingen sie in der keltischen Bevölkerung auf. Ihre Kultur und Sprache dagegen hinterließen durchaus Spuren. In den 150 Jahren während dieser Assimilation (bis 1169) erlebte Irland noch einmal eine Zeit relativen Friedens mit einem Aufschwung von Kunst und Kultur. So entstanden erste Werke der Literatur, kostbare Handschriften in den Klöstern und Bauwerke im romanischen Stil. 

III Die Anglo-Normannen, 1170 – 1200

1066 waren die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer in England eingefallen. Sie waren die Nachfahren wikingischer Eroberer der Normandie und beanspruchten fortan das englische Königreich für sich. Nach der Konsolidierung ihrer Herrschaft in England richteten sie unter König Heinrich II. Plantagenet ihre Begehrlichkeit auch auf die keltischen Gebiete in Wales, Schottland und Irland. Das geschah auf Betreiben des Papstes, der die unabhängige irische Kirche – wenn nötig mit Gewalt – Rom unterstellen wollte. Das Recht, die Souveränität eines Landes an einen Monarchen zu verleihen, leitete er aus der Konstantinischen Schenkung ab, einer gefälschten Urkunde, in der der römische Kaiser Konstantin I. dem Papst angeblich die Herrschaft über Italien und das westliche Imperium übertragen hatte. Deswegen überließ Hadrian IV. In einer päpstlichen Bulle dem englischen Monarchen Heinrich II. Irland als Feudalgebiet unter päpstlicher Oberherrschaft und machte ihn zum Lord of Ireland

Richard Strongbow

Da Heinrich zu dieser Zeit in Auseinandersetzungen mit Frankreich verwickelt war, beauftragte er seinen normannischen Vasallen, Richard Strongbow, den Einfall in Irland durchzuführen. Inner-irische Konflikte gaben den Anlass dazu: Der König von Leinster hatte im Kampf gegen rebellische Clans um Hilfe gebeten und wollte als Gegenleistung dafür englischer Vasall werden, für England ein perfekter Anlass, in Irland einzugreifen. 1170 setzte Strongbow nach Irland über, eroberte Waterford und Dublin und heiratete noch im selben Jahr die Tochter des Königs von Leinster. 

Als dieser ohne männlichen Erben starb, folgte ihm Richard (über das Erbrecht seiner Frau) auf dem Thron, doch augenblicklich brach ein Aufstand der Iren gegen den Fremdherrscher los, den Richard nur mühsam unterdrücken konnte. 

Invasion der Anglo-Normannen

Der um Hilfe gebetene Heinrich II. beschloss nun, sich die gesamte Grüne Insel zu unterwerfen und zu einem Teil des englischen Königreichs zu machen. Mit einer für diesen Anlass gewaltigen Armee von über 4.000 Mann fiel er in Waterford ein: Am 17. Oktober 1171 betrat zum ersten Mal ein englischer König irischen Boden und die Jahrhunderte lange tragische Beziehung zwischen der englischen Krone und dem irischen Volk begann.

Gezielte Einwanderung

Die anglonormannischen Barone hatten die Invasion mit Söldnern durchgeführt, die bald wieder nach England zurückkehrten. Um die eroberten Gebiete zu besiedeln, wurden Kolonisten aus Wales und England, zum Teil auch aus Schottland und Flandern angeworben. Das Bevölkerungswachstum in diesen Regionen, das jüngere Söhne zur Auswanderung ermunterte, die Gewährung von Freiheiten und Rechten für Kolonisten und die Chance, binnen kurzer Zeit zu Wohlstand zu kommen, waren die Gründe für die Migration. 

Nach englischem Vorbild wurde Irland in Grafschaften (counties) aufgeteilt und 1207 eine einheitliche Währung eingeführt, deren Münzen das (!) Harfensymbol trugen. Auch wurde versucht, das englische Rechtssystem zu etablieren. Zur Sicherung ihrer Herrschaft errichteten die Eroberer zahlreiche Burgen und als Zentrum der königlichen Gewalt entstand ab 1204 Dublin Castle. Die  Lordschaft Irland war nun nominell ein inselumfassender Staat, verwaltet durch einen englischen Stellvertreter im Auftrag des Königs.

IV. Die Lordschaft Irland, 1200 – 1540

Die Einführung des Feudalsystems veränderte die alt-irische Gesellschaft völlig: In der Lehensspyramide vom König an der Spitze über die Barone und adligen Grundbesitzer sowie die Kolonisten standen die irischen Bauern jetzt rechtlos an unterster Stelle. Hatte es bislang nur wenige Dörfer und kaum Städte gegeben, gründeten die Eroberer jetzt zahlreiche Siedlungen, in denen sich zugewanderte Handwerker und Händler niederließen und auch das Sagen hatten. Anstelle der bisherigen Viehzucht wurde nun der Getreideanbau gefördert und durch den Bau von Häfen, Straßen und Brücken blühte der Handel auf, von dem aber nur die Eindringlinge profitierten. Aus Irland wurden Wolle, Vieh, Getreide, Käse und vor allem Häute und Pelze nach Wales und England exportiert. 

Zurückdrängung Englands

Um 1250 kontrollierten die Besetzer etwa drei Viertel der Insel, vor allem den Osten und den Süden (Leinster, Meath und Munster). Danach stagnierte die Expansion, weil viele Barone ihre Güter von England aus verwalteten und auf weitere Eroberungen verzichteten. Auch waren die englischen Könige in den Hundertjährigen Krieg und in die Rosenkriege so stark involviert, dass fast 200 Jahre lang keiner von ihnen Irland besuchte.

Die in Irland ansässigen Barone schwächten ihre Macht durch Erbteilungen, gegenseitige Fehden und Missachtetung der Autorität des königlichen Stellvertreters. Die Iren dagegen verbesserten ihre Ausrüstung und Bewaffnung nach dem Vorbild der Eroberer. 1220 konnten sie erstmals eine anglonormannische Armee aus dem südlichen Ulster vertreiben. 

Weitere mit Hilfe von keltischen Söldnern errungene Siege folgten, so dass es im 14. und 15. Jahrhundert ein Wiedererstarken der gälischen Gesellschaft gab und die Anglonormannen  zurückgedrängt wurden. Aufgrund ihrer geringen Anzahl im Vergleich mit den Einheimischen assimilierten sich auch englische Barone in Irland. Sie heirateten irische Frauen, pflegten irische Dichtkunst und Kultur und übernahmen schließlich auch die gälische Sprache. Nur die Region um Dublin, The Pale (abgeleitet von Pfahl, weil sie mit Palisaden befestigt war), blieb dauerhaft unter direkter englischer Kontrolle.

V. Das Königreich Irland, 1541 – 1916

Nachdem Heinrich VIII. von England mit dem Papsttum gebrochen und die unabhängige anglikanischen Kirche gegründet hatte, war die Idee einer vom Papst legitimierten und von England beherrschten Lordschaft Irland obsolet geworden. Per Gesetz und mit Zustimmung des (englisch dominierten) irischen Parlaments erklärte sich der englische König 1541 nun auch zum König von Irland und regierte beide Länder in Personalunion. Die Befugnisse der Krone über Irland weiteten sich ständig aus, bis es völlig unter englischer Kontrolle stand. Wie in England wurde der Grundbesitz der katholischen Kirche enteignet und man löste die Klöster auf. Das Kircheneigentum und auch irische Ländereien vergab Heinrich VIII. an Engländer und seine Nachfolger setzten diese Politik fort.

Rebellionen

Als England unter Elisabeth I. jedoch versuchte, die katholische irische Bevölkerung der als protestantisch geltenden anglikanischen Kirche zu unterstellen, brachen mehrere Aufstände los, die durch das ebenfalls katholische Spanien unterstützt wurden. Es begann mit den Desmond Rebellions in Munster (1569-83), auf die der Neunjährige Krieg (Tyrone‘s Rebellion in Ulster, 1594 – 1603) folgte. Beides wurde von den Engländern brutal niedergeschlagen und die Expansion in den Norden fortgesetzt. 

Die dort ansässigen Clans der O‘Neill und der O‘Donnell (die mächtigsten Irlands) befürchteten ihre Verhaftung und gingen 1607 mit zahlreichen Angehörigen ins Exil („The Flight of the Earls“). Von dort aus wollten sie katholische Verbündete suchen um die Briten aus Irland zu vertreiben, doch scheiterte das Vorhaben an ihrem frühen Tod. Das bedeutete praktisch das Ende des gälischen Irland und der irischen Clans. Die Aufstände gegen die britische Herrschaft setzten sich jedoch in den nächsten Jahrhunderten fort, weil auch das irische Volk die Unterdrückung durch England nicht akzeptieren wollte.

Ulster Plantation

Die Ulster Plantation war die organisierte Kolonialisierung Nordirlands durch England mit britischen Siedlern. Das Land hierfür wurde in der Regel vom irischen Adel konfisziert. Die Ansiedlung begann unter König Jakob I. ab 1609. Auf rund 2000 km² landwirtschaftlich nutzbarem Boden wurden Bauern aus Nordengland und Südschottland angesiedelt. Der Zweck war die Kontrolle, Anglisierung und „Zivilisierung“ Nordirlands. Bis dahin war das ländlich geprägte Ulster fast vollständig gälischsprachig und katholisch, von hier ging der größte Widerstand gegen die englische Herrschaft aus. Deshalb sollten die Siedler englischsprachig, protestantisch und dem König gegenüber loyal sein. 

Während im übrigen Irland die anglo-irischen Protestanten nur eine kleine Gruppe von Großgrundbesitzern bildeten, gab es in Ulster nun eine große Anzahl von englisch-protestantischen Bewohnern, die von der irisch-katholischen Bevölkerung als Eindringlinge angesehen wurden. Der heutige Nordirlandkonflikt hat seine Ursache In der Ulster Plantation.

Konföderation Irland 1642 – 1649, Cromwells Gegenschlag

Ein zwar königstreues, aber katholisches und selbst regiertes Irland wurde 1642 von gälischen Iren, Alt-Engländern (Anglo-Normannen) und auch von royalistischen englischen Siedlern propagiert. Als Konföderation Irland wollten sie eine Einigung mit König Karl I. über diese Fragen erreichen. Ihr Motto war: Pro Deo, Rege et Patria, Hibernia Unanimis – Für Gott, König und Vaterland und ein vereintes Irland

Jedoch veränderten sich die Verhältnisse zu rasant um das Vorhaben umzusetzen: Karl I. wurde 1649 durch das Parlament abgesetzt und enthauptet, England zur Republik erklärt. Oliver Cromwell als Lord Protector und quasi Diktator bekämpfte jetzt alle Royalisten. Dass diese in Irland eine Allianz mit der irischen Konföderation bildeten und gegen England rebellierten, nahm Cromwell zum Anlass, auf der Insel einzugreifen.

Cromwells Rückeroberung Irlands (bis 1652) war eine der blutigsten kriegerischen Aktionen, die sich dort jemals ereignet hatten, begleitet von Seuchen und Hungersnot. Danach wurden die irisch-katholischen Landbesitzer enteignet und die römisch-katholische Kirche unterdrückt. Es wurde nicht nur versucht, die Macht des irischen Adels zu brechen, sondern auch die irische Kultur, die gälische Sprache sowie alte Gebräuche, Riten und Sitten der irischen Bevölkerung auszurotten. Die kurzlebige Konföderation Irland war die einzige quasi eigenständige irische Regierung bis zur Gründung des irischen Freistaats im Jahr 1922. Ihr Ende festigte die britische Herrschaft in Irland für 270 Jahre.

Krieg der zwei Könige 1689 – 1691

Weitere Aufstände folgten, die alle niedergeschlagen wurden und die Situation der katholischen Iren weiter verschlechterten. Eine neue Situation trat ein, als der englische König Jakob II. zum Katholizismus konvertierte und von seinem Schwiegersohn Wilhelm von Oranien für abgesetzt erklärt und ins Exil gezwungen wurde. 

Im Rahmen der Glorious Revolution gelangte Wilhelm III. 1689 selbst auf den englischen Thron und verschaffte dem Protestantismus wieder die Vorherrschaft. Mit der Toleranzakte strebte er zwar eine Regelung der Religionsfrage unter den verschiedenen protestantischen Bekenntnissen an, jedoch blieben Katholiken, Juden und andere davon ausdrücklich ausgeschlossen.

Schlacht am Boyne 1690

Der vertriebene König Jakob II. versuchte inzwischen mit französischer und irischer Hilfe den englischen und schottischen Thron zurückzuerobern. Mit einer vorwiegend niederländisch-französischen Armee landete er in Irland, unterstützt von der katholischen Bevölkerungsmehrheit, währenddessen Wilhelm entschlossen war, Irland erneut der englischen Krone zu unterwerfen. Am Fluss Boyne, nördlich von Dublin, trafen 1690 die beiden Heere aufeinander, Wilhelm siegte und Jakob II. floh endgültig ins französische Exil. Später deutete man sein Verhalten als persönliche Feigheit, was ihn den größten Teil seiner Unterstützer kostete. 

Die besiegten Katholiken räumten Dublin und zogen sich westlich nach Limerick zurück, jenseits des Shannon. Nach zwei weiteren Niederlagen akzeptierten sie 1691 ihre Niederlage im Vertrag von Limerick. Sie erhielten die Freiheit, mit ihren Truppen nach Frankreich gehen zu können. Viele tausend irische Soldaten, häufig unter Begleitung ihrer Frauen und Kinder, wählten diesen Weg der Emigration um der tristen Situation in der Heimat zu entkommen. Sie nannten sich „Wild Geese“ und stellten sich in den Dienst katholischer Herrscher Europas.

Auswirkungen der Schlacht am Boyne

Der Vertrag von Limerick sicherte in einer schwammigen Formulierung den verbleibenden Katholiken zu, dass ein zukünftiges irisches Parlament Regelungen zu ihrem Schutz treffen könnte. Anhänger Jakobs II., die in Irland bleiben wollten und bereit waren, Wilhelm III. den Treueid zu leisten, konnten ihre Besitztümer behalten und ihren Beruf oder Handel weiter ausüben. Katholischen Adligen war das Tragen von Waffen weiterhin gestattet. Diese Regelungen wurden von beiden Seiten, die sich jeweils übervorteilt fühlten, heftig kritisiert. 

Die protestantische Seite sah den Vertrag als Verschenken des Siegs am Boyne an und verabschiedete in den folgenden Jahren die „Penal Laws“, die die Katholiken in immer größeren Maße benachteiligten. Fortan beherrschte die englische Aristokratie ganz Irland und Protestanten lösten die bisherigen katholischen Landbesitzer ab. Die Abhängigkeit der Pächter von den Landbesitzern sowie gezielte Handelsverbote für z. B. irische Wollerzeugnisse machten Irland bald zu einem rückständigen Armenhaus mit wiederholten Hungersnöten (1727-1729 und 1740-1741).

Die patriotisch-protestantische Partei erreichte 1782/83 immerhin die politische Gleichberechtigung Irlands mit England, sein Parlament durfte seitdem eigene Gesetze erlassen.

Aufstände und Hungersnot 1796 – 1848

Unter dem Einfluss der amerikanischen und französischen Revolution kam es 1796-98 zu einem Aufstand in ganz Irland, der die englische Vorherrschaft schwer erschütterte. Nach erbitterten Kämpfen mit Gräueltaten auf beiden Seiten wurden die Aufständischen geschlagen und ihre Anführer hingerichtet. Theobald Wolfe Tone, der Gründer der Irischen Unabhäbgigkeitsbewegung, starb nach einem Selbstmordversuch im Gefängnis. England erklärte Irland zum Teil des englischen Königreichs, löste das irische Parlament auf und regierte nur noch von  London aus. Die anglikanischen Staatskirchen in beiden Ländern wurden zwangsvereinigt. Immerhin räumte man den Katholiken etwas mehr Bürgerrechte ein.

1845-50 grassierte in Irland die Kartoffelfäule, die eine verheerende Hungersnot auslöste. Trotzdem wurde auch auf dem Höhepunkt der Not noch Getreide aus Irland nach Großbritannien exportiert und das Land stand voll von (den Engländern gehörenden) Rinder- und Schafherden. Zwei Millionen Iren starben, weitere 1,5 Millionen wanderten nach Amerika aus, was den Beginn einer bis ins 20.Jh. andauernden Emigrationswelle darstellte.

Bei den Verbliebenen wuchs der Hass auf Großbritannien, da man die Hungersnot auf ihre Ausbeutung Irlands zurückführte und die britische Gleichgültigkeit gegenüber der irischen Not als hart und unmenschlich wahr nahm. Deshalb kam es im europäischen Revolutionsjahr 1848 in Irland erneut zu einem Aufstand, angeführt von der revolutionären nationalistischen Bewegung Young Ireland, der wie alle anderen zuvor blutig niedergeschlagen wurde. 

Irische Parteien, Home Rule

Die andauernde Erfolglosigkeit des gewaltsamen Widerstands führte in der Folgezeit zu einem Umdenken in Irland: Die Selbstverwaltung Irlands (Ηοme Rule) sollte nun auf politischem Wege erreicht werden. Dazu gründete man die irisch-republikanische Bruderschaft (Fenians) und die Home-Rule-Partei.

Auch der britische Premier Gladstone setzte sich für Reformen in Irland ein, scheiterte aber mit seiner Homerule-Bill am englischen Oberhaus, in dem viele Adlige mit Grundbesitz in Irland saßen. Das stärkte die radikal-nationalistischen Kräfte in Irland, die 1900 die Katholikenorganisation Sinn Féin („Wir selbst“) gründeten, die bis heute die volle Souveränität ganz Irlands anstrebt.

Die Protestanten in Ulster wehrten sich vehement gegen die Homerule-Regelung aus Angst, ein in Dublin ansässiges, katholisch geprägtes Parlament könnte sie kulturell, politisch und wirtschaftlich dominieren. 1912 unterzeichneten fast eine halbe Million Nordiren eine Petition gegen die Selbstverwaltung und befürworteten stattdessen eine Union mit England. Als das Gesetz 1914 trotzdem erlassen wurde, drohte Irland ein Bürgerkrieg, doch schob London wegen des Ersten Weltkriegs die Umsetzung der Homerule-Bill auf. 

Osteraufstand (Easter Rising) 1916

Die Involvierung Englands im Weltkrieg und die Hoffnung auf deutsche Unterstützung bewog 1916 irische Nationalisten in Dublin zum bewaffneten Aufstand mit dem Ziel, endlich die unabhängige Republik zu schaffen. Kurz nach Mittag des 24. April besetzten die Aufständischen das Dublin General Post Office, vor dem Padraig Pearse die Proklamation eines unabhängigen irischen Staates verlas. Gemäß derer sollte er als erster Präsident der neuen Republik fungieren und allen Bürgern sollten die bürgerlichen Freiheiten garantiert werden. Die Rebellen hissten die irische Trikolore sowie eine zweite Flagge mit der Harfe als Symbol Irlands.

In Dublin und auch außerhalb der Hauptstadt erfolgten kleinere Aktionen zur Übernahme der Macht, doch schon am 25. April rief England das Kriegsrecht in Dublin aus. Britische Truppen besetzten strategische Positionen und errichteten Barrikaden, um die Rebellen an der Flucht zu hindern. Die brachiale Gewalt der Engländer und die vielen zivilen Todesopfer bewirkten, dass die Rebellen kaum Unterstützung von den Einheimischen erhielten. Auch ließ sich der erhoffte Beistand durch das Deutsche Reich nicht realisieren. Das Schicksal der Rebellen wurde durch die Ankunft von über 10,000 Soldaten aus Großbritannien besiegelt, die die Stadt massiv beschossen. Darauf sahen die Rebellen ihre aussichtslose Lage ein und ergaben sich schließlich am 29. April.

Innerhalb weniger Tage war der Aufstand niedergeschlagen worden, die Anführer wurden entweder sofort hingerichtet (darunter Padraig Pearse) oder eingesperrt. Der bei den Kämpfen schwer verwundete Nationalist James Connolly wurde für die Exekution im Kilmainham-Gefängnis auf einem Stuhl festgebunden. Diese Art und Weise des britischen Vorgehens gegen die Aufständischen brachte – selbst in England – eine Wende in der Beurteilung des irischen Strebens nach Unabhängigkeit. Deshalb gilt der Osteraufstand heute als das entscheidende Symbol für die Entstehung des irischen Nationalstaats.

VI. Freistaat Irland 1922 – 1937

Nach dem Weltkrieg gewährte England endlich die Gründung des Freistaats Irland, bestand allerdings auf dem Verbleib des Landes im British Commonwealth und forderte für künftige irische Parlamentarier  einen „Treueeid“ gegenüber der britischen Krone. Obendrein sollten die überwiegend protestantischen Grafschaften von Ulster im Norden auf eigenen Wunsch bei England verbleiben.

Bürgerkrieg 

Diese Konditionen entzweiten die irischen Verfechter der Unabhängigkeit: Michael Collins unterzeichnete 1921 den Anglo-Irischen Vertrag, sein Mitstreiter de Valera trat zurück und bekämpfte  die Freistaatler mit politischen Mitteln und mit den Waffen der IRA. Der irische Bürgerkrieg begann, in dessen Verlauf Michael Collins, jetzt Armeechef des Freistaats, von der IRA (Irish Republican Army) erschossen wurde, worauf die Freistaattruppen 77 Republikaner exekutierten. Erst 1923 kam es zum Ende des Bürgerkrieges. Der Irische Freistaat trat dem Völkerbund bei und begann mit einer radikalen und nicht immer sinnvollen Landreform.

Neuer Staat und alte Probleme

Im neuen, unabhängigen Irland gab es die gleichen Probleme wie früher unter englischer Besatzung: Die Wirtschaftskraft war zu schwach um allen Bewohnern ein gesichertes Einkommen zu garantieren. Nach wie vor gingen zahlreiche Iren in die Emigration. Die beiden Parteien Fianna Fáil (Konservative) und Fine Gael (Labour Party) lösten einander abwechselnd in der Regierungsverantwortung ab, ohne viel zu bewirken.

1937 verabschiedete das Land eine neue Verfassung und gab sich den gälischen Namen Éire. Gälisch wurde zur Nationalsprache, obwohl es nur noch ca. 50 000 Einwohner sprachen. in der Schule wird es seitdem (als quasi Fremdsprache) gelehrt und die Straßen- und Ortsschilder sind zweisprachig, de facto ist das Land aber englischsprachig  Die katholische Kirche erhielt Sonderrechte und die Wiedervereinigung mit Nordirland wurde zum Staatsziel erklärt. Während des Zweiten Weltkriegs blieb Irland neutral.

Nachdem zwei Beitrittsanträge zur EWG 1961 und 1967 von Frankreich zunächst abgelehnt worden waren, trat Irland zum 1. Januar 1973 gemeinsam mit Großbritannien und Dänemark der EG bei. Während der 1970er und 1980er Jahre litt die irische Wirtschaft erheblich unter der Ölkrise, die Arbeitslosigkeit stieg bis 1992/93 stark an, weshalb viele EG-Fördermittel nach Irland flossen. Mitte der 1990er Jahre begann dann ein wirtschaftlicher Aufschwung. Die irische Wirtschaft wuchs stark und zahlreiche Unternehmen siedelten sich in Irland an (dieses Wirtschaftswunder bezeichnete man als „keltischer Tiger“.

Das Karfreitagsabkommen von 1998 beendete endlich den Nordirlandkonflikt. Der Verfassungsanspruch Irlands auf Nordirland wurde aufgegeben. Am 1. Januar 2002 wurde in Irland der Euro eingeführt. 2007 brach in Irland die Immobilienkrise aus, die zu einer Finanzkrise führte. Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit stiegen stark an und seit Ende 2010 erhielt Irland Hilfen aus den EU-Stabilitätsfonds, so dass die Eurokrise bis 2014 überwunden war. Heute steht die Republik Irland im Rahmen der EU vergleichsweise gut da, aber der Brexit bescherte neue Konflikte, da dadurch eine neue wirtschaftliche Außengrenze zu Nordirland auf der Insel entstanden war. Um ein erneutes Aufflackern des Nordirlandkonflikts zu verhindern, schuf man eine Sonderregelung für den inneririschen Handel, die sich aber erst bewähren muss.

Quellen: Michael Maurer: Geschichte Irlands, Wikipedia, Planet Wissen, Irland.de, Spiegel, Die Zeit, Taz

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